„Einen guten Rutsch!“ - Silvester in Deutschland

Autor: sisugoethe Datum: So, 12/31/2017 - 23:49 Tags: Events

In wenigen Stunden ist es soweit: 2018 beginnt. Wie überall auf der Welt wird auch in Deutschland dem neuen Jahr mit allerlei lieb gewonnen Traditionen entgegengefiebert und das neue Jahr begrüßt.

Nur eine Woche nach Weihnachten steht mit Silvester gleich ein zweites großes Fest an. Die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester wird „zwischen den Jahren genannt“ und zeigt, wie sehr dies einen Übergang zwischen Altem und Neuem symbolisiert. Behörden, Schulen und Universitäten sind geschlossen. Auch in vielen Unternehmen und Firmen ruht die Arbeit. Was bis vor Weihnachten nicht erledigt ist, muss in der Regel bis zum nächsten Jahr warten. Für ein paar Tage scheint die Zeit still zu stehen. Alle genießen diesen Zustand im Dazwischen. - Das Alte ist schon vorbei, das Neue noch nicht da.

Kaum ist Weihnachten vorbei verabschiedet man sich überall im den Worten „Einen guten Beschluss“ oder „Einen guten Rutsch“. Man wünscht seinem Gegenüber, dass er oder sie gut ins neue Jahr hinüber kommt. Aber es gibt auch andere Erklärungen: Der gute Rutsch könnte sich auch vom jiddischen „Gut Rosch“ ableiten, was wiederum guter Anfang bedeutet. Kleine Geschenke werden gemacht, die dem Beschenkten im neuen Jahr Glück und Wohlstand bringen sollen: wie etwa Marzipanschweine, Glückspfennige oder kleine Pflanzentöpfe mit vierblättrigen Kleeblättern, in denen meist noch ein schwarzer Schornsteinfeger steckt. Diese und andere Glücksboten finden sich als Dekoration bis weit in den Januar hinein in zahlreichen Haushalten und am Arbeitsplatz.

Ist der 31.12. ein Wochentag haben die Geschäfte bereits am Mittag geschlossen und man beginnt sich entspannt auf den Abend vorzubereiten. Im Gegensatz zu Weihnachten, wird der Jahreswechsel häufig mit Freunden gefeiert - „in geselliger Runde“. Ob nun im kleinen Kreis bei einem Essen oder bei einer großen Party. Ein traditionelles Silvesteressen ist der so genannte Silvesterkarpfen. Der Karpfen ist ein Symbol der Fruchtbarkeit, denn er ist ein fettreicher Kerl und produziert viele Nachkommen, was als Zeichen für Reichtum gilt. Wer im kommenden Jahr einen vollen Geldbeutel will, legt sich deshalb eine Fischschuppe in sein Portemonnaie. Andere essen lieber Fondue oder Raclette. Dies sind Essen, die sehr lange dauern und so die Zeit bis Mitternacht überbrücken. Aber egal was es als Hauptgang gibt, sehr beliebt als Nachspeise sind Krapfen, auch Berliner genannt. Diese sind in Fett frittierte Teigbälle, die mit Marmelade gefüllt und Puderzucker bestreut werden. Sie sollen böse Geister besänftigen und ein süßes neues Jahr verheißen.

Am Silvesterabend gibt es zahlreiche Aktivitäten, die die Zeit bis Mitternacht verkürzen. Häufig geht es darum, das Glück oder die Zukunft vorherzusagen, wie etwa beim Bleigießen: Über Kerzen werden Bleistücke (eigentlich handelt es sich dabei um Zinn) in Form von Glücksbringern, wie dem Kleeblatt, zum Schmelzen gebracht. Das flüssige Blei wird in Wasser geworfen. Beim Abkühlen entstehen bizarre Gebilde. Gemeinsam interpretieren alle, wie die neu entstandene Form aussieht: „Eine Blume!“ „Ein Adler!“ „Ein Hut!“ Mithilfe der Gegenstände wird dann die Zukunft vorhergesagt. Eine Blume etwa bedeutet, dass eine neue Freundschaft entsteht, ein Adler Erfolg im Beruf und ein Hut gute Nachrichten Eine weitere sehr beliebte Tradition ist es „Dinner for one“ aus dem Jahr 1963 anzusehen, in dem Miss Sophie zusammen mit ihren vier besten Freunden ihren 90. Geburtstag feiert. Leider sind alle vier Freunde bereits verstorbenen, so dass Miss Sophies Butler, James, in die Rolle der vier Freunde schlüpfen muss. Dies bedeutet, dass James nicht nur das Essen servieren muss, sondern auch für die vier Freunde mit Miss Sophie trinken muss. Umso später der Abend ist, umso betrunkener ist James und umso schwerer fällt es ihm seine Aufgaben als Butler zu erfüllen. Die Sendung ist Kult, viele schauen sie seit ihren Kindertagen und kennen die Dialoge auswendig. Seit dem Jahr 1972 wird „Dinner für one“ jedes Jahr am 31.12. gezeigt.

Umso näher Mitternacht rückt, umso unruhiger werden alle. In immer kürzeren Abständen wird auf die Uhr geschaut. „Noch 9 Minuten!“ Es wird Zeit den Sekt oder Champagner aus dem Kühlschrank zu holen, Gläser bereit zu stellen. Wer es krachen lassen will, zieht sich warm an und geht mit Sekt, Feuerzeug, Raketen und Böllern bepackt vor die Tür. Handys werden gezückt und kurz vor Mitternacht wird laut herunter gezählt: „10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1!“ „Prosit Neujahr“ schallt es durch die Straßen und Wohnungen. (Prosit ist Lateinisch und bedeutet „Lass es gelingen“.) Die Kirchenglocken läuten. Sektkorken knallen, Fontänen von Champagner und Sekt ergießen sich über die Straßen, Raketen schießen in die Luft, Böller explodieren, Gläser werden mit Sekt gefüllt und geleert und dazwischen liegen sich die Menschen in den Armen und wünschen einander ein „Frohes neues Jahr“. An manchen Straßenkreuzungen sind so viele Menschen, dass man kaum durchkommt. Endlose Batterien von Raketen und Böller werden in die Luft gejagt. Für fast eine Stunden gibt es einen bunten Sternenregen am Himmel. Dicker Rauch hängt in der Luft, es riecht nach Schwarzpulver. Das neue Jahr ohne ein prächtiges Feuerwerk, ohne bunte Raketen und lautes Knallen zu begrüßen wäre für Deutsche unvorstellbar. Viele Deutsche wissen es nicht mehr, aber das laute Lärmen hat eine lange Tradition: Früher sollten böse Geister durch die laute Knallerei vertrieben werden, damit das Glück einem im neuen Jahr zur Seite steht. Statt Feuerwerk wurden Peitschen oder Schellen verwendet. Heute dient das Feuerwerk weniger der Vertreibung von bösen Geistern und Dämonen, als vielmehr dazu das neue Jahr zu begrüßen.

Nach Mitternacht wird das neue Jahr noch bis weit in die frühen Morgenstunden gefeiert. - Zum Glück ist der 01. Januar auch in Deutschland ein Feiertag!

Das SISU Goethe-Sprachlernzentrum wünscht allen Kursteilnehmerinnen, Kolleginnen und Freund*innen einen guten Rutsch ins neue Jahr und ein glückliches und erfolgreiches 2018!!!