Tee, Apfelsine und Ketchup - die deutsch-chinesischen Verwandten

Autor: sisugoethe Datum: Mo, 06/08/2020 - 10:29 Tags: Deutsch lernen

Wo haben ganz alltägliche Wörter wie Tee, Apfelsine oder Ketchup ihren Ursprung? Ja, so ist es - sie haben alle irgendetwas mit China zu tun!

Der Tee

Die nordchinesische Aussprache des Schriftzeichens 茶 ist chá und wurde unter anderem von den Russen, den Arabern und den Japanern übernommen. Die Aussprache te aus dem Amoy- Dialekt der Provinz Fujian wurde von den meisten europäischen Sprachen, wie Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch usw., übernommen.

Die Apfelsine (die Orange)

Die Orange stammt aus China und Südostasien, wo sie aus einer Kreuzung von Mandarine und Pampelmuse entstanden ist. In Skandinavien, den baltischen Ländern und Russland bedeutet die Frucht denn auch Apfel aus China: Zum Beispiel sagen die Norweger Appelsin, die Finnen Appelsiini und in Norddeutschland ist nebst Orange auch der Begriff Apfelsine zu hören.

Wenn es Früchte geht, verwenden die Deutschen auch die Wörter Litschi und Komquat (Zwergorangen), die beide einen chinesischen Ursprung haben.

Der oder das Ketchup (ja, man kann den Artikel wählen)

Die linguistische Herkunft ist unklar. Möglicherweise stammt das Wort von Kantonesisch 茄 汁 als Zusammenfassung der Wörter für Tomate (番茄 fānqié) und Saft (汁 zhī). Die Geschichte dieses Wortes ist sehr kompliziert, aber äußerst interessant. Im Oxford English Dictionary findet sich aber auch die Theorie, dass es sich um eine Anglisierung von kê-tsiap handele, ein Wort aus dem Amoy-Dialekt in China, mit dem die Flüssigkeit von fermentiertem Fisch – eine gewürzte Fischtunke – bezeichnet werde. Sinologen haben aber darauf hingewiesen, dass es sich dabei auch um einen Wortimport handele, eventuell aus Vietnam.

Vielleicht ist die Herkunft aber aus dem Indonesischen, dort bedeutet kecap einfach Sauce, wird aber meistens für eine fermentierte Sauce aus schwarzen Sojabohnen verwendet. Diese Bedeutung würde mit den frühen Rezepten für Ketchup in englischen Kochbüchern übereinstimmen. Mit Tomaten hatte Ketchup ursprünglich nichts zu tun. Daher erklärt sich die oft verwendete verdeutlichende Bezeichnung Tomatenketchup. Zum ersten Mal tauchte das Wort Ketchup – in der Schreibweise catchup – im englischen Sprachraum in einem Wörterbuch Ende des 17. Jahrhunderts auf und wurde definiert als high East-India Sauce (feine ostindische Sauce). East India war zu dieser Zeit eine Bezeichnung für Süd- und Südostasien allgemein, nicht speziell für Indonesien. Das erste Rezept für „englischen Ketchup“ wurde 1727 in einem Ratgeber für Hausfrauen veröffentlicht. Als Zutaten wurden Sardellen, Schalotten, Weißweinessig, Weißwein und verschiedene Gewürze angegeben. Das Rezept ähnelte dem für eine Fischsauce. Von den Britischen Kochbüchern wanderte das Rezept in die USA und von dort kehrte es, wie wir alle in unseren Hamburgern oder auf unseren Pommes sehen können, mehrmals umgewandelt in der aktuellen Variante wieder nach Europa und nach Asien zurück.

In Deutschland war Ketchup seit Beginn des 20. Jahrhunderts zunächst nur als Importware in Spezialitätengeschäften erhältlich. Nach 1945 wurde es durch die britischen und amerikanischen Besatzungssoldaten in Deutschland breiter bekannt und ist seit den 1950er Jahren auch weit verbreitet. Eine bekannte Anwendung zusammen mit einer typisch deutschen Spezialität ist die Currywurst.