25 Jahre MP3! 

Autor: sisugoethe Datum: Mo, 07/13/2020 - 10:14 Tags: Deutsch lernen

Einst waren Musikdateien riesengroß. Nutzer konnten nur wenige davon auf dem PC speichern. Erst die Erfindung des MP3-Datenformats machte möglich, was heute selbstverständlich erscheint: Ganze Musiksammlungen lassen sich auf kleinen MP3-Playern oder Smartphones spazieren tragen. 

Die Revolution der Musik begann vor 25 Jahren in Deutschland. Am 14. Juli 1995 erhielt das Format für digitale Musik seinen Namen. "MP3" lautete die Dateiendung für das Audiokompressionsverfahren mit der komplizierten technischen Bezeichnung "ISO Standard IS 11172-3 MPEG Audio Layer 3". Diese Innovation kam nicht aus dem kalifornischen Silicon Valley, sondern aus Mittelfranken. Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) rätselten seit Anfang der 90er Jahre daran, wie Musik in adäquater Tonqualität über Telefonleitungen übertragen werden könnte. Es gelang ihnen schlussendlich, Audiodateien so zu komprimieren, dass die digitale Musik im Vergleich zum Original nur noch zehn Prozent des Speicherplatzes einnahm, ohne dass der Klang für das menschliche Ohr hörbar schlechter wurde.

MP3 wurde anfangs wenig Chancen gegeben

Nachdem das insgesamt acht Entwickler umfassende Fraunhofer-Team den technischen Durchbruch geschafft hatte, war lange Zeit nicht klar, ob sich das Format auch wirklich am Markt durchsetzen wird.

Die Pessimisten fragten, ob es je Geräte geben werde, die eine Musiksammlung im Mini-Format wiedergeben könnten.

Vor allem aber waren die ursprünglichen Geschäftspläne ganz anders. Die Encoder-Software, die Musikstücke ins MP3-Format wandelte, war für die Musikindustrie gedacht und sollte teuer sein. Doch 1997 kaufte ein australischer Student ein solches Programm, durchschaute das Funktionsprinzip dahinter und stellte den Encoder für alle frei verfügbar ins Netz. Fortan konnte jeder CDs in handliche MP3-Dateien umwandeln, die auch für damals noch langsame Internet-Verbindungen nicht zu groß waren. 

Der erste i-pod

1998 tauchten die ersten MP3-Player in den Läden auf. Als Apple im Herbst 2001 den ersten iPod präsentierte, begann der richtige Siegeszug der MP3-Abspielgeräte.

Mittlerweile übernimmt das Smartphone auch die Aufgabe eines MP3-Players, aber damals veränderte das MP3-Format das Leben der Musikfreunde: Sie konnten ihre Lieblingssongs einfacher denn je unterwegs hören. Ganz einfach konnte jeder sich seine Lieblingslieder von einem Album in eine Playlist sammeln.

Die Kritiker melden sich

Die erste Kritik kam von der Musikindustrie und von den Musikern selbst. MP3 fördere die illegale Musikbranche (was in den ersten Jahren auch bestimmt so war). Dazu hängt dem Format bis heute noch ein weiterer schlechter Ruf nach: Es habe die Klangqualität der Musik verschlechtert, heißt es. Das Kompressionsverfahren funktioniert nämlich nicht verlustfrei, das heißt, es gehen Teile des Klangspektrums verloren – der Frequenzbereich in einem Song wird zusammengeschrumpft.

Die Wissenschaftler machten sich dafür die Eigenschaften des menschlichen Gehörs zunutze: MP3 stellt nur die Teile der Musik besonders genau dar, die für den Menschen auch gut hörbar sind. Wird etwa eine Flöte von einer Trompete übertönt, wird das Musiksignal der Flöte nach der Kompression abweichend dargestellt. Alle verzichtbaren Töne werden also gefiltert – und so Daten gespart. Über die Frage, wie stark die Audioqualität unter der Kompression zu leiden hat ist bei Musikliebhabern und Audiophilen eine große Diskussion geblieben.

Der Untergang von MP3?

Speicherplatz ist heute kaum mehr relevant. Die aktuelle Entwicklung der Audio-Kompression hat die Ära der MP3-Player schon hinter sich gelassen. Zum Musikhören unterwegs braucht man heute nicht mehr unbedingt viel Speicherplatz, zumal dieser immer billiger wird. Stattdessen ist es mittlerweile die Bandbreite fürs Streaming, die in den Mittelpunkt rückt. Auch hier spielt die Erfindung aber noch eine maßgebliche Rolle, auch heute sind vermutlich Zehntausende Streamingdienste mit MP3 aktiv, die meisten anderen verwendeten das Nachfolgeformat AAC, das ebenfalls von denselben Wissenschaftlern entwickelt wurde. Wie lange wir MP3-Dateien noch auf unseren Computern und Smartphons sehen werden ist eine gute Frage, die Technologie entwickelt sich bekanntlich ja rasant schnell in diesen Jahren.

Werden wir den den 50. Geburtstag von MP3 noch feiern?